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Infoblatt Henry Hudson (um 1550 oder 1570 - 1611)


Henry Hudson - eine Kurzbiographie

Über Henry Hudson liegen heute nur sehr wenige Informationen vor. Trotzdem gehört er zu den größten Seefahrern und Entdeckern aller Zeiten, dessen Name vor allem mit der Erkundung der Nordwestpassage und mit der Entdeckung der Küsten Labradors und Neufundlands verbunden ist.

Ganz spärlich sind gesicherte Informationen über das Leben Hudsons bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Schon bei der Festlegung des Geburtsjahres schwanken die Angaben beträchtlich zwischen 1550 und 1570. Relativ sicher scheint aber zu sein, dass Hudson in der Nähe Londons als eines von neun Kindern geboren wurde. Später siedelte die Familie direkt in die englische Hauptstadt über und besaß dort ein dreistöckiges Ziegelsteinhaus – ein deutliches Indiz dafür, dass die Familie Hudson wohlhabend war.

Seine Ausbildung zum versierten Seemann dürfte Hudson in der britischen Marine erhalten haben. Als junger Mann arbeitete er vermutlich in London bei der "Muscovy Company", an der seine Familie Anteile besaß. Wahrscheinlich nahm der Seemann auch an den Kämpfen gegen die spanische Armada (1588) teil. Erste Expeditionserfahrungen könnte er auf Reisen zum Mittelmeer und nach Afrika gesammelt haben.

Als Seefahrer und Entdecker berühmt wurde Hudson durch seinen Versuch, die Nordwestpassage zu finden. Den Anstoß dazu gaben britische und holländische Kaufleute, die einen kürzeren Seeweg nach Indien suchten als die beschwerliche Route um das Horn Afrikas. Dabei geriet das Nordpolarmeer immer mehr in ihren Blick, denn dort vermutete man die Durchfahrt nach Asien.

1607 und 1608 unternahm Hudson von England aus seine erste Reise nach Nordamerika. Genauere Angaben über diese Expedition blieben nicht erhalten, aber faktisch entdeckte Hudson für Europa den Walfang und die Walrossjagd. Mit seinen Informationen legte er in gewisser Weise den Grundstein für die moderne Walfangindustrie unserer Tage.

Trotz aller Neuigkeiten, die der Engländer von seiner ersten Nordamerika-Expedition mitbringen konnte, die begehrte Nordwestpassage war noch nicht gefunden. Deshalb machte er sich 1609 erneut auf in die eisigen Gewässer bei Labrador und Neufundland. Dieses Mal reiste er im Auftrag der holländischen "Ostindischen Gesellschaft", die ihm die "Half Moon" zur Verfügung gestellt hatte. Täglich stieß die Expedition weiter nach Norden vor. Aber kurz vor Neufundland forderte die Mannschaft ihren Kapitän zur Umkehr nach Süden auf, drohte bei einer Weigerung mit Meuterei. Hudson musste nachgeben und ließ den Kurs ändern. An der Küste Maines entlang ging es südwärts bis zur Mündung eines Flusses, den heutigen Hudson River.

Hier erkundete die Expedition das neue Land, das Hudson für Holland in Besitz nahm. Er schickte ein Boot stromaufwärts, dessen Besatzung dann feststellen musste, dass der Hudson nicht die ersehnte Wasserstraße nach Asien war. Doch für die Mannschaft war der reiche Wildbestand viel wichtiger, denn damit gab es keinerlei Verpflegungsprobleme mehr. Während der Überwinterung nahmen Hudsons Männer Kontakt zu den Indianern auf, jagten und fischten an der Mündung des Hudson River, wo später Holländer die Stadt Neu Amsterdam – das heutige New York – gründeten. Wohlbehalten kam die Expedition 1610 nach England zurück.

Doch Henry Hudson hatte sein Ziel noch immer nicht erreicht. Sofort rüstete er eine neue Expedition aus, die im Sommer 1610 in See stach. Er besaß zwar mit der "Discovery" ein neues Schiff, stand aber vor denselben Problemen wie bei seinen vorangegangenen Reisen: eiskalte Gewässer, schlechtes Wetter und dichter Nebel, der eine genaue Navigation verhinderte. Viel schwerer wog jedoch, dass sich die Mannschaft wieder gegen Ihren Kapitän und Anführer wandte. Die Stimmung an Bord war schlecht und die Männer drohten wiederholt mit Meuterei. Man kreuzte in den Gewässern Labradors, wo Hudson im August die später nach ihm benannte Hudson Bay entdeckte. Im November fror das Schiff im Packeis fest, kam dann aber glücklich im Frühjahr 1611 wieder frei.

Jetzt erwarteten die Seeleute von ihrem Kapitän nach den Monaten voller Entbehrungen und Strapazen eine Erholungspause. Aber Hudson hatte für solche Stimmungen überhaupt kein Gespür. Ihn interessierte nur die Nordwestpassage, die noch immer nicht gefunden war. Selbst die zur Neige gehenden Vorräte waren in seinen Augen kein Grund für eine Unterbrechung der Weiterfahrt nach Westen. Die Mannschaft reagierte prompt, setzte Hudson samt Sohn und einigen kranken Seeleuten in einem kleinem Boot aus und überließ die Gruppe ihrem Schicksal. Nie wieder hörte man von Henry Hudson und seinen ausgesetzten Männern.

Merkwürdig bleibt die Tatsache, dass keiner der Meuterer nach ihrer Rückkehr nach England je zur Rechenschaft gezogen wurde. Das widerspricht völlig dem in der britischen Marine bei Meuterei sonst praktizierten äußerst harten Vorgehen. Wahrscheinlich räumte man in England Hudson selbst eine erhebliche Mitschuld ein, denn es war ja auf allen seinen Expeditionen immer zur Meuterei gekommen. Hudson war ein besessener Entdecker, offensichtlich aber ein Mann ohne die notwendigen Führungsqualitäten eines Kapitäns und Expeditionsleiters. Die von seinen Reisen erhalten gebliebenen Zeugnisse lassen zumindest erkennen, dass Hudson durch seine Günstlingswirtschaft an Bord seine Männer permanent gegen sich aufbrachte. Da er außerdem häufig alles um sich herum ignorierte und in für die ganze Mannschaft bedrohlichen Situationen stur und rechthaberisch auf seiner Kommandogewalt bestand, waren Konflikte vorprogrammiert und unausweichlich.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. um 1550 oder um 1570
    Über Henry Hudsons Geburtsjahr liegen wie überhaupt aus seinen ersten Lebensjahren nur wenige sichere Kenntnisse vor. Die Geburtsangaben schwanken und werden mit 1550 und 1570 angegeben. Relativ sicher scheint zu sein, dass Hudson aus wohlhabenden Verhältnissen kam. Er soll acht Geschwister gehabt haben und wahrscheinlich in der Nähe Londons geboren worden sein. Später zog die Familie direkt nach London, wo sie ein dreistöckiges Steinhaus besaß.
  • bis 1607
    Ebenso spärlich und ungenau wie die Angaben zu Hudsons Geburtsjahr sind die Kenntnisse über sein Leben bis 1607. Mit einiger Sicherheit kann gemutmaßt werden, dass Hudson bei der britischen Marine zum versierten Seemann ausgebildet wurde. Seine Zeitgenossen selbst hinterließen beispielsweise auch kein Porträt des Entdeckers. Die wenigen heute noch erhaltenen Porträts von Hudson entstanden alle erst nach seinem Tod. Als junger Mann diente er vermutlich bei der "Muscovy Company" in London, denn seine Familie besaß Anteile an der Firma. In einigen Überlieferungen wird Hudson auch als Teilnehmer der Kämpfe gegen die spanische Armada (1588) und von Expeditionen zum Mittelmeer und nach Afrika dargestellt.
  • 1607/08
    In diesen Jahren unternahm Hudson seinen ersten Versuch, im Polarmeer die Nordwestpassage als den kürzeren Seeweg nach Indien zu finden.
  • 1609
    Im Auftrage der holländischen "Ostindischen Gesellschaft" suchte Hudson erneut nach der Nordwestpassage. Mit der "Half Moon", die ihm die Gesellschaft zur Verfügung gestellt hatte, segelte er zunächst bis Neufundland. Hier musste er aufgrund eines Ultimatums seiner Mannschaft auf Südkurs drehen, fuhr die Küste von Maine entlang und erreichte schließlich im September die Mündung eines Flusses, der heute seinen Namen trägt – den Hudson River. An dessen Mündung gründeten später Holländer die Stadt Neu Amsterdam – das heutige New York.
  • 1610/11
    1610 stach Hudson von England aus erneut in See. Er führte zwar mit der "Discovery" ein neues Schiff, stand aber vor Problemen, die er aus seinen vorangegangenen Reisen nur allzu genau kannte: eiskalte Gewässer, schlechtes Wetter und dichter Nebel, dazu eine überforderte und ständig zur Meuterei bereite Mannschaft. Das Expeditionsschiff schleppte sich langsam durch die Gewässer vor Labrador. Im August entdeckte Hudson die später nach ihm benannte Hudson Bay. Ab November war das Schiff vom Packeis eingeschlossen und kam erst im darauf folgenden Frühjahr wieder frei. Doch statt seinen geschwächten Männern eine Pause zu gönnen und am Festland Proviant aufzunehmen, wollte Hudson weiter nach Westen segeln. Daraufhin meuterte im Juni 1611 die ganze Mannschaft. Hudson und sein Sohn wurden mit einigen kranken Seeleuten in einem kleinen Boot ausgesetzt. Bis heute ist das genaue Schicksal von Hudson und seiner Gruppe ungeklärt. Die Discovery kehrte nach England zurück, aber keiner der Meuterer wurde je zur Rechenschaft gezogen.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 04.06.2012